Rückgang

Rückgang im 20. Jahrhundert und bis heute

 

 

Zahlreiche lokale und regionale Erhebungen belegen einen Rückgang der Streuobstwiesen in Deutschland und Mitteleuropa zwischen 1965 und 2010 um 70–75 Prozent. Dies gilt sowohl für die Fläche als auch für die Anzahl der Obstbäume. In Deutschland gibt es nach Schätzungen des NABU nur noch rund 400.000 ha Streuobstwiesen. Die verbliebenen Bestände sind in Teilen lückig und vergreist, da bestehende Bestände immer seltener gepflegt werden. Darüber hinaus hat sich die Artenzusammensetzung mit der Nutzung verändert. Die seit den 1980er Jahren wieder zunehmenden Neupflanzungen (1981 begann der Kreis Ludwigsburg als erste Einrichtung der öffentlichen Hand in Europa damit, Gelder für die Neuanlage von Hochstamm-Obstbäumen auszubezahlen) waren und sind insbesondere bei Pflanzungen im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen häufig von schlechter Qualität. In Einzelfällen sind nach einigen Jahren selbst bei großen Ausgleichspflanzungen deutlich mehr als die Hälfte der Bäume abgestorben. Besser sieht es bei Förderprogrammen der Länder im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen (in Österreich ÖPUL, in Deutschland Kulturlandschaftsprogramme, in der Schweiz von Bund und Kantonen geförderte Pflanzungen) sowie bei kommunalen Förderprogrammen aus, die eine Eigenbeteiligung der Bewirtschafter einfordern. Die zunehmenden Neupflanzungen haben dazu geführt, dass im 21. Jahrhundert der bloße Rückgang der Bestände in vielen Regionen gestoppt werden konnte. Allerdings droht sowohl aus der Sicht der Rohwaresicherung als auch aus der Sicht des Naturschutzes derzeit eine Bestandslücke: Aufgrund der rund 30-jährigen Pflanzlücke mit Hochstämmen zwischen 1950/1960 (meist vor dem Zweiten Weltkrieg) und 1985/1990 sterben die alten Bäume allmählich ab, während gleichzeitig die Jungbäume erst langsam in den Vollertrag kommen und erst danach für den Naturschutz besonderes Interesse bekommen.